Störenfriede im gelobten Land der Harmonie

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Störenfriede im gelobten Land der Harmonie

Harmonie, Unternehmen, Streit, Familienunternehmen

©keytoken – Fotolia.com #65350653

ich kann deine Hilflosigkeit absolut nachvollziehen. Es ist nie leicht, die Harmonie in einem Unternehmen aufrechtzuerhalten, gleichzeitig allen Mitarbeitern gerecht zu werden und die Ziele zu erreichen.

Auf der anderen Seite kann ich aber auch deine Führungskraft verstehen, die das Gefühl hat, von dir als Vorgesetzte im Regen stehen gelassen zu werden. Sie hat schließlich einen triftigen Grund, zu dir zu kommen mit dem Wunsch, einen Mitarbeiter aus ihrem eigenen Team zu entlassen. Dass sie sich dabei mehr Unterstützung von oben wünscht, ist nun wirklich nicht zu viel verlangt. Spätestens bei diesem Vorwurf solltest du dir klar machen:

Manchmal lohnt es sich, den Frieden des gelobten Landes „Harmonie“ zu stören.

Ich sehe diesen Kampf um Harmonie in vielen Unternehmen, ganz besonders in Familienunternehmen wie du es führst. Jeder Beteiligte scheut sich hier vor Konflikten. Und natürlich entstehen Konflikte vor allem, wenn Menschen entlassen werden. Die Konsequenz darf aber doch nicht sein, dass du jeden Mitarbeiter mitschleifst – komme, was wolle –, nur um das Gefühl „Familie“ aufrecht zu erhalten. Dafür zahlst Du einen Preis: Die nicht erbrachte Leistung dieses Mitarbeiters muss von anderen erbracht werden und das führt zu Unverständnis und gefühlter Ungerechtigkeit. Dieser Zustand hat auch nichts mit „Familienidyll“ zu tun.

Die negativen Folgen deines ständigen Bedürfnisses nach Harmonie erlebst du ja schließlich gerade am eigenen Leib. Indem du diesen einen Mitarbeiter, der offensichtlich nicht die erwarteten Ergebnisse bringt, mit allen Mitteln und Unterstützung überschüttest, über die Hierarchie hinweg handelst, stellst du deine Führungskraft vor die gleiche Hilflosigkeit, mit der du dich konfrontiert siehst: Pseudoharmonie oder Klarheit. Und du bist ihr gegenüber nicht mehr loyal.

So sorgst du durch deinen Harmonie-Zwang nur für Stillstand.

Während du dem Mitarbeiter in deinem Kampf um Harmonie nämlich signalisierst, dass er auch bei halber Kraft weiterbeschäftigt wird, untergräbst du nicht nur die Autorität deiner Führungskraft. Nein, du unterstellst ihr auch noch – sei dies explizit oder implizit –, dass sie Mitarbeiter schlicht nicht ausreichend fördert und fordert  und ihre Arbeit folglich nicht im Sinne des Unternehmens macht. Bei anderen Mitarbeitern ist dies jedoch der Fall und somit befürwortest du ja auch das Verhalten deiner Führungskraft – bisher hat er alles gut gemacht!

Überlege dir doch auf der anderen Seite mal, was du damit gewinnen kannst, wenn du ausnahmsweise für Deutlichkeit sorgst – was in Deinem Unternehmen akzeptabel ist und was nicht – und den „Pseudo-Frieden“ ganz bewusst störst. Mach dich von deinem Harmonie-Zwang frei und schau, welchen Preis du bereit bist für diesen Frieden zu zahlen. Mitarbeiter, auf die du dich nicht verlassen kannst, sind nämlich nicht nur teuer, sondern bestärken auch Unmut im Betriebsklima.

Sorge für Klarheit – statt für Harmonie um jeden Preis.

Ich will damit nicht sagen, du musst durch Entlassungen Angst und Schrecken unter deinen Mitarbeitern und Führungskräften verbreiten. Das wäre wahrlich der falsche Weg. Aber die Entwicklung deines Unternehmens wirst du nur unterstützen und vorantreiben, wenn du Mitarbeiter beschäftigst, denen du vertrauen kannst, die engagiert sind und ihr Wissen, Erfahrung und Können einbringen. Wenn dem nicht so ist, so musst du eben auch mal deine Samthandschuhe ausziehen und Entlassungen aussprechen. Im Gegenzug werden deine Mitarbeiter und Führungskräfte sich umso wohler und unterstützt fühlen, wenn sie dir vertrauen können und sehen, dass du ihre Leistung anerkennst. Echte Harmonie braucht auch Klarheit!

Keine Sorge, Nicole – ich bin ganz sicher, dass du dich aus deiner Hilflosigkeit löst, und habe vollstes Vertrauen, dass du die Balance zwischen Harmonie und produktiver Zusammenarbeit finden wirst.

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