Homeoffice mit einer Prise Salz

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Homeoffice mit einer Prise Salz

Antje Bach, Unternehmen, Homeoffice

Antje Bach, Unternehmen, Homeoffice

ich kann verstehen, dass du das neue Jahr im Homeoffice begonnen hast – es lohnt sich ja kaum, für die kurze Woche ins Büro zu fahren. Aber ich bin ehrlich: Ich habe auch Verständnis für deine Kollegen, die es monieren, wenn deine Kinder bei Telefonaten im Hintergrund schreien.

Ja, du hast ein Recht auf Homeoffice. Ja, da gehören deine Kinder nun mal dazu. Aber vielleicht lässt du dir nochmal durch den Kopf gehen, mit welcher Würze du Homeoffice in dein Berufsleben streuen willst.

Ich möchte Homeoffice an sich nämlich gar nicht schlechtreden.

Homeoffice ist geradezu großartig, wenn du Ruhe brauchst.

Wenn ich Konzepte schreibe, darf mir auch niemand in meine Gedanken hineinreden oder mich in meinen Überlegungen unterbrechen – weil ich das dann wirklich als ein „Unterbruch“ manchmal „Abbruch erlebe. Dann sitze ich in Jogginghose mit meinem Latte Macchiato in meinem Arbeitszimmer und genieße in Ruhe und mit Konzentration, ohne jegliche Ablenkung meine Arbeit in meinem Homeoffice zu machen.

Aber das „Heimbüro“ hat eben auch einen großen Nachteil: Du triffst keine Kollegen mehr. Es gibt im Homeoffice keine Kaffeemaschine, an der du den anderen Mitarbeitenden über den Weg laufen würdest, keine Mittagspause, in der du Kontakte in andere Abteilungen pflegen könntest, keine Gespräche über den Schreibtisch hinweg. Oder kurz:

Homeoffice kann verdammt einsam machen.

Denn es widerspricht ganz einfach der menschlichen Natur. Es ist nicht menschlich, den ganzen Tag für sich zu sein und in seinem eigenen Saft zu schmoren.

Klar, es gibt ja noch das Telefon, wirst du sagen. Aber ist es nicht völlig anders, wenn du deinem Gegenüber bei einem Gespräch ins Gesicht sehen kannst? Ich kann nur von mir sprechen: Wenn ich im Homeoffice langweilige Telefonkonferenzen führen müsste, würde ich vermutlich „ja … ja … mhmm …“ sagen und nebenbei meinen Nagellack reparieren.

Den persönlichen Kontakt und Austausch ersetzt das nicht.

Deswegen finde ich es erschreckend, wenn Homeoffice den Großteil einer Arbeitswoche einnimmt – oder gar ein Dauerzustand ist! Denn bei deiner Arbeit wie bei einem guten Essen macht die Würze das Ergebnis aus.

Es nimmt teilweise ja wirkliche Auswüchse an. Da gibt es zum einen Unternehmen, die ihre Mitarbeitenden bewusst ins „Homeoffice“ schicken – schließlich spart das Geld für Büroräumlichkeiten. Zum anderen kenne ich Menschen, die einfach nicht mehr an den Arbeitsplatz gehen – das ist so kompliziert mit der Fahrerei, was soll ich denn da, es nervt nur. Damit geht aber ein großer Teil sozialen Gefüges verloren – Vereinsamung als Lösung? Vereinsamung als Steigerung der Leistung? Vereinsamung als Definition von Arbeit?

Und was können weitere Konsequenzen sein? Wenn Menschen ihre Arbeit auf Dauer im Homeoffice machen können, wann wird der Tag kommen, an dem diese Arbeit in einem anderen Land von jemandem gemacht wird, der für weniger Geld arbeitet?

Geht es nicht bei der Arbeit und dem Arbeitsplatz um mehr? Gehört nicht auch eine echte menschliche Präsenz dazu? Ein „Da-Sein“ und eine Bereicherung im Sinne von als Mensch da zu sein und mich als Mensch in meine Arbeit einzubringen?

Wenn du Tag für Tag im Homeoffice arbeitest, ist das, als ob du eine Packung Salz an deine Mahlzeit gibst. Wohlschmeckend wird sie so nicht. Wenn du hingegen mit dem Salzstreuer ab und an eine Prise Homeoffice zugibst – das könnte mir und dir schmecken. Es ist schließlich ein super Angebot, wenn du und dein Mann euch zum Beispiel abwechseln könnt, wer die Kinder in die Kita bringt, ohne dass hinterher beide durch den Berufsverkehr hecheln müssen.

Aber es ist eben auch großartig, wenn du nach einem – sagen wir – bescheidenen Tag die Bürotür schließen und nach Hause gehen kannst. Zu den schreienden Kindern, für die du dann auch wirklich Zeit hast. 😉

Liebe Grüße (nicht aus dem Homeoffice)

 

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