ich würde sagen, du hast alles in deiner Macht Stehende getan. Dein Team folgt dir ganz einfach nicht geschlossen. Und wenn du erwartet hast, dass die Antje ums Eck kommt und dir dafür jetzt den ultimativen Tipp gibt, dann muss ich dich enttäuschen. Das Schöne daran: Du bist nun ent-täuscht – die Täuschung ist passé, die Realität hält Einzug. Und damit bist du offen dafür, wenn ich dir sage: Dein Problem ist ein anderes als das, das du mir in deinem Brief geschildert hast.
„Du musst alle mitnehmen! Ihr werdet das Ziel nur gemeinsam erreichen! Nur zusammen seid ihr stark!“ – Solche Parolen sind illusorisch! Denn sie setzen eine gewisse Macht der Führungskräfte voraus, nein sogar eine All-Macht! Die Macht darüber, alle – wirklich alle – „mitnehmen zu können“ und auf ein gemeinsames Ziel hin zu integrieren.
Die Absicht an sich ist ja wunderschön. Hinter ihr steht der Wert, Gemeinsamkeit zu schaffen, Konsens und Harmonie, und ein gutes Miteinander zu erzielen. Aber, lieber Werner:
Diese Macht besaß nicht einmal Jesus. Selbst er hat einen seiner zwölf Jünger verloren. Also wenn nicht einmal Jesus es hinbekommt … Warum glaubst du, diesen Einfluss dann ausüben zu können, Werner?
Die Gefahr dabei, wenn du stets versuchst, deine komplette Mannschaft hinter dir zu versammeln und alle mitzunehmen, liegt tiefer: Du machst dich und dein Handeln dadurch von den anderen völlig abhängig. Denn es wird sie immer geben, die Nörgler, die Bremsen, die lebenden Alpenformationen, die du selbst mit aller Macht und gutem Willen nicht von einem Projekt oder deinem Anliegen überzeugen kannst. Wenn du dich ihnen nun zum Knecht machst, indem du permanent versuchst, sie zu überzeugen und mitzuziehen – dann ist die Folge eine ganz logische: Die Blockierer lehnen sich in einer bequemen Konsumentenhaltung zurück. „Mach ruhig weiter, du hast mich noch nicht überzeugt, ich bin noch nicht motiviert“, lautet das Motto. Und rate mal, bei wem die Macht dann liegt?
Denn du ziehst eben diese Aufmerksamkeit von den Leuten in deinem Team ab, die eigentlich wollen, die quasi schon mit den Füßen scharren. Sie werden frustriert, während du noch versuchst, mit aller Macht auf die Quengler einzuwirken. Welch fehlgeleitete Aufmerksamkeit!
Lieber Werner: Keine Macht den Bremsen! Verabschiede dich von dem Gedanken, immer alle mitnehmen zu wollen. Hier vier Ideen dazu:
Ich hoffe, diese vier Überlegungen helfen dir, den Anspruch „Ich muss alle mitnehmen“ aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Einer Perspektive, in der du nicht endlos den ewigen Bremsen die Füße küssen musst.