ob ich auch Zukunftsängste habe? Das fragst du in deinem Brief – aufgeschlossen und interessiert. Ja, und ob! Ich glaube, jeder kennt sie. Wir haben nur den Eindruck, manche hätten sie nicht. Warum? Weil sie vielleicht anders mit ihnen umgehen. Sie lassen sich nicht permanent von ihnen einspannen und lenken. Sie haben gelernt, sie besser, vielleicht sogar konstruktiv zu handhaben und damit sie sogar zu nutzen.
Ist mein Job auch in Zeiten der Digitalisierung noch sicher? Wo stehe ich in zehn Jahren? Schaffe ich es finanziell, meine Familie zu versorgen? Welche Wege gehen Gesellschaft und Politik? Wo und wie sicher ist mein Platz in der Welt von morgen?
Jeder hat sein eigenes Profil der Zukunftsängste. Ob wir das vor uns selbst und anderen eingestehen oder auch nicht. Ich glaube jedoch, es bringt nichts, wenn wir uns vor ihnen „wegdrücken“, sie unterdrücken und ignorieren. Vielmehr glaube ich, dass wir sie in etwas Positives verwandeln, sie für unsere gelingende Zukunft einsetzen können.
Ich lasse mir ihre Gestaltung von nichts und niemandem aus den Händen nehmen. Ich steuere mein Leben und meine Zukunft selbst und die Angst ist dabei ein wertvoller Ratgeber.
Bevor ich mich selbständig gemacht habe, hatte ich stets diese eine Zukunftsangst, ein Horrorszenario: Ich bin abgestürzt, gescheitert – und muss unter einer Brücke leben. Damals dachte ich aber auch: Meine schönsten Schuhe und meine Glitzerhandschuhe nehme ich mit …
Wenn du dir deine Zukunftsangst einlädst, zu dir auf den Schoss setzt, wirst du etwas Aufregendes entdecken: Sie zeigt dir deine Freiheit auf!
Die Ängste sind gleichsam die Kehrseite der Freiheit, die andere Seite der Medaille, wenn du so willst. Sie zeigen dir auf, dass du noch frei bist, frei in die Zukunft gehst. Und das ist ein Schatz! Heisse sie also willkommen!
So kannst du dein Leben auch noch genauer unter die Lupe nehmen: Was mache ich automatisch, gelangweilt – ohne Freude? Sieh genau hin! Du wirst staunen, wie viele freudlose Momente es gibt. Aber das ist kein Fehler! Ein Fehler wäre es nur, wenn du es dabei belassen würdest. Hingegen solltest du diese freudlosen Momente als Chance betrachten, dein Leben zu verändern.
Und die machen Angst. Aber, wie gesagt, diese Ängste zeigen dir nur deine Freiheit auf! Natürlich ist es manchmal leichter gesagt als getan. Wenn dir deine Angst die Kehle zuschnürt, dein Magen grummelt, dir der Angstschweiss auf der Stirn steht, dich eine Panikattacke beutelt – oder dir nachts der Schlaf geraubt wird, ist das alles andere als angenehm. Aber so ist es nun mal, das ist ein Teil der Realität.
Du kannst der Angst aber noch eine weitere gute Seite abgewinnen. Wenn du dich von ihr nicht in die Knie zwingen lässt. Sie stellt sich dir schützend zur Seite: Sie ist die Ratgeberin, die dich davon abhält, als frisch gebackener Familienvater einen sicheren Job aufzugeben oder als junger Übermütiger ohne Bungeeseil von einer Klippe zu hüpfen. Erst wenn du deine Zukunftsängste mit unverstelltem Blick siehst, kannst du sie mit deinem Herzen verbinden.
Was muss ich für mich in diesem Leben noch erledigen, damit ich das Gefühl habe, es ist und war gut? Mit dieser Perspektive verwandelst du dein Leben. Du wägst nämlich ab: Was hat mehr Gewicht – meine Zukunftsangst oder mein Lebenswunsch? Und ich bin mir sicher: Du wirst nicht die Angst wählen, dich zu bestimmen, sondern dein Leben – und zwar das, das du dir wünschst.
Ich sende dir ganz liebe Grüsse!