brillant! Einfach nur beeindruckend, wie einfühlsam dein Vorgesetzter mit dir umgeht. Höchst bemerkenswert, wie selbstreflektiert dieser Mann ist. Sensationell, wie er seine Führungsarbeit versteht und lebt. Was für eine außergewöhnliche Führungskraft! Du kannst dich sehr glücklich schätzen, mit dieser seltenen Art der Führungskraft zusammenzuarbeiten. Lieber Anton, ich kann verstehen, dass du dir für deine eigene Führungsarbeit eine Scheibe abschneiden willst.
Die wichtigste Grundlage dafür ist, dass du wie dein Vorgesetzter erkennst:
Denn das ist genau der Punkt, an dem viele Führungskräfte scheitern. Sie versuchen, Menschen zu managen. Am besten neben dem operativen Geschäft, mit standardisierten Checklisten und irgendwelchen IT-Tools – damit’s auch wirklich keine Zeit kostet. Das geht ja mal gar nicht! Und wie die Führungspraxis zeigt, funktioniert diese Form der Führung mitnichten.
Wie soll sie auch? Systeme und Projekte können gemanagt, geplant, koordiniert, organisiert und am Laufen gehalten werden. Easy going. Menschen hingegen sind Individuen, denen kein Schema F gerecht wird. Wer Menschen führen will, muss Mumm haben, denn Führen heißt: sich mit jedem einzelnen seiner Mitarbeiter persönlich auseinanderzusetzen – und sei dies noch so kritisch. Das ist beileibe nicht einfach, denn die Auseinandersetzung bedeutet auch, zu sagen, dass man mit etwas nicht einverstanden ist. Nicht zuletzt bedeutet Führung, sich persönlich einzubringen, greifbar und sichtbar – ja, und damit auch angreifbar – zu sein. Führungskraft ist ein Beruf und nicht ein To-do on top.
In guter Führung steckt echt Kraft drin und sie muss Kraft geben, damit sie wirksam wird. Genauso, wie du das mit deinem Vorgesetzten beim Entwicklungsgespräch für Führungskräfte erlebt hast. Selten kann eine Führungskraft ihre Mitarbeiter so detailliert einschätzen, geschweige denn ist sie so aufmerksam im Alltag.
Dass er dir in allen 17 Verhaltensdimensionen an konkreten Situationen Rückmeldung geben konnte, was er beobachtet hat, ist außergewöhnlich. Auch dass er widerspiegeln konnte, wie dein Verhalten auf ihn und andere wirkt, und eine nachvollziehbare Einschätzung gibt, ob und wie du noch etwas verbessern kannst. Wie du selbst schilderst: Sein Feedback war absolut nachvollziehbar für dich.
Daran erkennst du, wie elementar es für eine Führungskraft ist, ihre Mitarbeiter tatsächlich wahrzunehmen. Nicht nur oberflächlich zu wissen, dass Silvia Maier eine 37 Jahre alte Mutter ist, die immer gut gelaunt die Zahlen im Controlling und ihr kleines Team managt. Es geht darum, ihre Talente, Stärken, Fähigkeiten und gleichermaßen ihre Befürchtungen und Schwächen im Detail zu kennen. Wie gewissenhaft ist sie? Kann sie sich durchsetzen? Wie hoch ist ihre Sensitivität und Flexibilität zum Beispiel? Erst dann kannst du einen Zusammenhang zwischen ihrer Tätigkeit und dem Mensch Silvia Maier herstellen und erkennen, wo weiteres Potenzial zur Entwicklung schlummert. Mal ganz abgesehen davon:
Vor allem wenn eine Führungskraft noch dazu so selbstreflektiert ist wie dein Vorgesetzter. Ich hatte Gänsehaut, als ich in deinem Brief gelesen habe, dass dein Chef sogar zugeben hat, dass ihm selbst manche deiner Verhaltensweisen fehlen. Große Klasse!
Indem du eben Reflexion und Selbstreflexion verbindest und dich traust, auch mal deine Schwächen einzugestehen, kannst du Kraft schenken und bekommst Kraft geschenkt. Denn deine Mitarbeiter werden dir deine Ehrlichkeit und dein echtes Interesse an ihnen als Mensch mit Loyalität und Vertrauen danken.
Wenn du dann noch konkrete Angebote machst, wie du deine Mitarbeiter bei der persönlichen und fachlichen Entwicklung unterstützt, wachst ihr zu einem echten Team zusammen. Einem, das Lachen und Nachdenklichkeit verbinden kann. Einem, das eine klare Vorstellung davon hat, wo es sich gemeinsam hinentwickeln will. Einem, das wertschätzend mit voller Kraft Erfolge erzielen kann.
Lieber Anton, ich habe mich so über deinen Brief gefreut, denn er zeigt mir, dass du eine echte Führungskraft werden willst. Und das wirst du! Da bin ich mir sicher, denn du gehst mit dem Rollenverständnis und der Haltung einer echten Führungskraft an deinen Job.
Dir alles Gute!