Tausche Sabbatical gegen Unternehmenssinn

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Tausche Sabbatical gegen Unternehmenssinn

Antje Bach, Blog, Unternehmenssinn, Unternehmer, Sabbatical

ja, ich habe diese Fotostrecke in der Online-Ausgabe des Manager-Magazins auch durchgeklickt. Und wie deine sind auch meine Augen immer größer geworden: Unglaublich, mit welchen Benefits diese Riesenunternehmen inzwischen ihren Mitarbeitern winken: drei Monate Sabbatical pro Jahr einfach so, Achtsamkeitsseminare, unbegrenztes Homeoffice und so weiter und so fort.

Und je größer meine Augen wurden, desto heftiger musste ich mit dem Kopf schütteln. Weißt du, an was mich das Verhalten dieser Konzerne erinnert? Sie kommen mir vor wie Eltern, die ihren Kleinkindern massenweise Spielzeug kaufen, und diese dürfen sich nach Herzenslust daran bedienen. 

Was für ein Unsinn!

Doch der Beweggrund der Eltern, ihre Kinder so zu überschütten, ist nicht, ihnen so viel Anregung und Freude wie möglich zu bereiten. Es ist viel mehr das schlechte Gewissen, das sie treibt, weil sie selbst keine Zeit (und vielleicht auch keine Lust) haben, mit ihren Kindern zu spielen. Als Ersatz dafür wird die Spielzeugkiste bis zum Rand gefüllt.

Ich glaube, die Unternehmen haben auch ein schlechtes Gewissen.

Sie wissen sehr genau, dass die Mitarbeiter Sabbaticals und Meditationskurse, Homeoffice und Fahrrad-Heimtrainer am Schreibtisch zwar ganz nett finden. Aber dass die Mitarbeiter etwas anderes viel schmerzlicher vermissen: den Sinn in ihrer Arbeit, den Unternehmenssinn.

Immer mehr Unternehmen fehlt es an Sinnhaftigkeit, die sie ihren Mitarbeitern geben könnten.

In diesen Häusern weiß keiner mehr, zu welchem Unternehmenssinn er mit seiner Arbeit einen Beitrag leistet. Führungskräfte rauschen wie die Berserker durch die Abteilungen und niemand gebietet ihnen Einhalt. Mitarbeiter arbeiten bis zum Umfallen, weil sich andere Mitarbeiter auf die faule Haut legen und keiner sie zurechtweist. Es fehlt ganz einfach an Verbundenheit. Doch was hilft ein Sabbatical dagegen? Oder Homeoffice? Dadurch sehen sich die Mitarbeiter ja nicht einmal mehr. Das trägt bestimmt nicht zu einer erhöhten Verbundenheit und einem spürbaren Unternehmenssinn bei. 

Ja, ich könnte mich richtig aufregen:

Da wird am Symptom gedoktert statt sich um die Ursache zu kümmern.

Tatsache ist, dass die Unternehmen keine Leute mehr finden. Und die Lösung soll sein, dass sie mit Spielzeug um sich werfen wie im Karneval mit Bonbons? Nur damit sie sich selbst keine kritischen Fragen stellen müssen. Mir würden da schon einige einfallen, zum Beispiel „Was ist eigentlich unser Problem?“ oder „Schleppen wir Mitarbeiter mit durch, die nicht gut sind?“ oder „Saugen wir unsere Leute aus?“.

Die zentrale Frage für mich wäre noch eine andere und die ist wirklich bedenklich: 

„Nähren wir in diesem Unternehmen alles – außer die Seele?“

Tatsächlich kommt es mir so vor, dass die Seele dieser Unternehmen inzwischen leer ist. Und nun mit Spielzeug aller Art aufgefüllt werden soll, damit die hässliche Lücke im Unternehmenssinn nicht so auffällt.

Darüber hinaus hat dieser Spielzeugrausch einen hohen Preis: Alle diese Goodies verursachen direkt oder indirekt Kosten! Wie wollen die Unternehmen diese decken? Wie wollen sie die Effizienz sicherstellen, wenn alle sich ins Homeoffice verkriechen oder sich fröhlich ins Sabbatical verabschieden? Wie stellen sie sicher, dass die Mitarbeiter weiterhin voneinander lernen? 

Ach, Markus, warum machen es sich die Unternehmen und ihre Führungskräfte so schwer? 

Einen Unternehmenssinn zu leben, ist doch einfach!

Wenn Chefs ihre Mitarbeiter als Menschen statt Funktionsträger behandeln, ist das schon mehr als die halbe Miete, um gute Mitarbeiter zu finden und zu halten. Menschen wollen gesehen werden: in ihrer Leistung, in ihrem Entwicklungspotenzial, in ihrem Beitrag zu einem sinnhaften Ganzen. Dann würden sie den Unternehmenssinn am eigenen Körper spüren. Um viel mehr geht es doch gar nicht – oder?

Ich freue mich darauf, zu erfahren, was du dazu sagst …

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