Deine Abstandskontrollen im Leben

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Deine Abstandskontrollen im Leben

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ich kann deinem Brief die Verärgerung, die dich umtreibt, entnehmen. Und muss dir sagen: Ich kann verstehen, dass du dich empörst und enttäuscht bist, wenn deine Idee, deren Präsentation du bis ins Detail vorbereitet hattest, einfach abgetan und übergangen wird. „Sie haben einfach zu wenig Projekterfahrung, als dass Sie das einschätzen könnten“, hört niemand gerne. 

Ich hoffe, ich kann dir ein wenig Trost spenden, wenn ich dir sage: Ich beobachte derartig respektlosen Umgang häufiger in Unternehmen. Nicht selten werden gute und wirkungsvolle Projekte schlichtweg gestoppt – im schlimmsten Falle gar abgetan und später als eigene Idee verkauft. 

Sieht so respektvoller Umgang aus? 

Wohl kaum. Denn Respekt bedeutet für mich unter anderem, seinem Gegenüber nicht zu nahe zu treten. Dein Kollege hat diesen respektvollen Abstand – mit der undifferenzierten und abwertenden Aussage – ganz eindeutig missachtet.

Bedauerlicherweise sehe ich dieses Problem nicht nur im professionellen und im verbalen Austausch. Täglich treten dir im Supermarkt oder am Bankautomaten Menschen zu nahe. Hier überschreiten sie gar die physisch eingezogene Linie „Bitte Abstand halten“ immer wieder. Wenn du dich selbst beobachtest, wirst du feststellen, dass du jetzt so wütend bist, weil deine innere Abstandskontrolle dir sagt: 

„Achtung, Abstandsverletzung begangen!“ 

Das zeigt mir, dass du – wie viele Menschen – eine gute Beobachtungsgabe, ein gutes Gespür dafür hast, wenn Menschen deinen ganz persönlichen Abstand unterschreiten und dir zu nahe treten. Im Straßenverkehr nehmen Kameras diese Abstandsunterschreitungen auf – aber in deinem Leben? Hier darfst du auf deine inneren Abstandskontrollen, deine inneren Kameras hören, die dir je nach Vertrautheit deines Gegenübers signalisieren: „Bis hier und nicht weiter.“ 

Spiele in solchen Situationen einfach mal Verkehrsamt: Hast du gerade einen Einmaltäter geblitzt oder doch eher einen Wiederholungstäter, dessen Fehlverhalten du bereits seit Monaten, gar Jahren stillschweigend hinnimmst? „Er hat es nicht so gemeint“ und die Hoffnung, dass es sich um ein einmaliges Vergehen handelt, wird deinen Abstandssünder nicht zur Einsicht bringen. Wenn dieser Kollege nicht weiß und nicht in der Lage ist zu erkennen – anscheinend funktionieren seine Kameras nicht –, dass er dir zu nahe getreten ist und damit deutlich deine Grenze überschritten hat, dann solltest du dies dringend artikulieren. Sprich eine Verwarnung aus oder schicke gar einen sinnbildlichen Bußgeldbescheid.

Dich hindert nichts daran, diese respektlosen Abstandsverletzungen genau wie im Straßenverkehr zu ahnden.

Ich kann dir also nur wärmstens empfehlen, genau dies zu tun. Sprich eine Verwarnung aus und sage deinem Kollegen: „Ob ich genug Projekterfahrung habe, tut im Moment nichts zur Sache. Lassen Sie mich doch bitte meine Ausführungen zu Ende bringen, dann können wir uns sachlich darüber austauschen.“ Und am Bankautomat gilt: „Entschuldigen Sie, Sie sind mir jetzt wirklich zu nahe. Treten Sie doch bitte einen Schritt zurück.“

Wenn du deinen Abstandswunsch nicht artikulierst, fährt dir im nächsten Meeting vielleicht nicht mehr nur jemand auf, sondern überholt dich gar noch rechts und macht sich deine Idee zueigen. Deshalb verteile doch lieber zunächst ein paar Verwarnungen und Knöllchen – du wirst überrascht sein, wie viele Abstandssünder sich bereits dadurch einsichtig zeigen.

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